30 Jahre und kein bisschen leise – eine Erfolgsgeschichte

„Wo ist denn das Erlanger Tanzhaus?“
Diese Frage steht seit nunmehr 30 Jahren sozusagen im luftleeren Raum.
Aber auch ohne eigenes Gebäude wuchs der Verein seit seiner Gründung von elf Gründungsmitgliedern auf inzwischen über 200 Mitglieder an.

Die Initiative ging damals von der Gruppe „Kreation“ aus, die bei der 300 Jahrfeier Erlangens das Bürgerfest mit einer Rundadinella bereicherte. Das gemeinsame Tanzen mit den Zuschauern fand so großen Anklang, dass aus dieser Gruppe 1988 der Verein „Erlanger Tanzhaus“ gegründet wurde, mit dem Vorsitzenden und Tanzanleiter Axel Röhrborn.

Die interessierte und nach allen Seiten offene Tanzszene hatte schon vorher neugierig die Fühler nach Tanzmöglichkeiten in der DDR ausgestreckt und fuhr tatsächlich 1989 (vor der Wende) nach Jena zu einem Tanzfest. Dort knüpften die Tänzer Kontakte, die auch bis heute halten, nach Leipzig, Dresden und Ilmenau.
Allerdings verlief damals nicht alles so reibungslos wie gehofft. An der Grenze mussten die Musiker alle Instrumente abgeben. Aber später spielten sie dann verbotenerweise auf den geliehenen Instrumenten ihrer Gastgeber. Diese bekamen dafür später ein Ordnungsstraf-verfahren, weil „nichtsozialistische Personen“ in ihrem Saal auf dem Betriebsgelände waren.

Seither haben Besuche von Tanzfesten z.B. in Leipzig, Rudolstadt, in Frankreich, Schweden, Italien, Rumänien oder Irland ihren festen Platz im jährlichen Tanzkalender. Highlights in der Vergangenheit waren die Tanzreisen nach Brasilien, Griechenland und auch nach Russland.

 

Nach Axel Röhrborn leitete Irmi Grimm von 1994 bis 1996 den Verein, gefolgt von Norbert Schreck. Durch ihn und seine Musikerfreunde bekam das Tanzhaus plötzlich Livemusik zu den irischen Tänzen.

Danach folgte Carsten Distler als Vorstand, der die Gruppe „Cercle Circassien d’Erlangen“ mitbrachte. So wurde die französische Tanzschiene, auch durch diese Musikgruppe, noch viel lebhafter.

Beinahe hätte das TH doch noch eine feste Bleibe im Saal des Erlanger Logenhauses gefunden. Aber nach einigen Jahren zeigte sich, dass die personellen Anforderungen an das ehrenamtliche Engagement von den Mitgliedern nicht getragen werden konnten, und so wurde der Saal, inzwischen das „Kulturforum Logenhaus“ in private Hände übergeben.

In dieser Situation übernahm Katrin Gensler den Vorsitz. Seither finden die vielen Veranstaltungen (189 im vergangenen Jahr!) wieder im ganzen Stadtgebiet statt, in städtischen, kirchlichen und privaten Räumlichkeiten.

 

Der Vorstand des Tanzhauses hat sich immer darum bemüht, möglichst viele Tanzanleiter zusammen zu bringen, damit potentielle Tänzer eine informative Übersicht über die Tanzmöglichkeiten bekommen und auch, um Kooperationen zu ermöglichen und Überschneidungen zu vermeiden.

Seit Beginn unterrichten ehrenamtliche Tanzanleiter Tänze vom Balkan, aus Griechenland, Israel, Schottland, England, Baskenland, Frankreich und anderen Regionen inner- und außerhalb Europas.

Wie das in drei Jahrzehnten so ist, hat sich manches verändert. Viele Tanzanleiter und neue Tanzrichtungen sind dazu gekommen, aber auch Musiker, deren Repertoire fast alle Tanzstile umfasst, die in den Kursen und bei Festen getanzt werden.

Wie viel und was alles der Verein im Laufe des Jahres auf die Beine stellt, kann man, wie schon seit vielen Jahren, im Programmheft nachlesen, das an vielen Stellen im Stadtgebiet ausliegt.

 

Besonderer Höhepunkt ist das Erlanger Tanz- und Folkfest im zweijährigen Turnus, das in diesem Jahr ab 26. April zum 11. Mal stattfand.
Gäste aus Nah und Fern kommen seit vielen Jahren zu diesem Festival mit bekannten Tanzlehrern und Musikgruppen aus dem In-und Ausland.

Zum 30-jährigen Jubiläum richtete sich das Augenmerk der Organisatoren besonders auf die Erlanger Partnerstädte: Gruppen aus Rennes, Eskilstuna, Wladimir, Cumiana und – last but not least – gleich mehrere Bands aus Jena bereicherten das Festival mit schwedischen, französischen, italienischen, irischen und russischen Tänzen – meist auch mit wundervoller Livemusik an den Abenden. Ein großer Dank an die Partnerschaftsbeauftragten der Stadt Erlangen für ihre Unterstützung!

Die Abschlussveranstaltung am Sonntag sollte eine „kleine“ Jubiläumsfeier mit besonderen Gästen werden – und sie kamen: Oberbürgermeister Dr. Florian Janik würdigte in seiner Rede das Engagement des Tanzhauses bei vielen Veranstaltungen innerhalb Erlangens und den Einsatz der im Verein tätigen Ehrenamtlichen. Oskar Donhauser als Vertreter des Stadtverbands der Erlanger Kulturvereine wies besonders auf die Beteiligung des Tanzhauses an den Events des Stadtverbands hin.

Und die Festivalteilnehmer? Manche leicht, andere sehr ermüdet ließen sie es sich nicht nehmen, das Jubiläums-Festival stilgerecht mit fränkischen Tänzen zur mitreißenden Musik der fränkischen Kultband Kapelle Rohrfrei zu beenden.

Und wie geht es weiter?

Unverändert ist der Anspruch des Vereins, einem breiten Publikum Tänze aus aller Welt näher zu bringen, offen für alle Interessierten, mit oder ohne Vorkenntnisse, die sich mit Spass an der Musik darauf einlassen wollen.

In diesem Sinne: auf die nächsten 30 Jahre!